Vorauseilender Gehorsam
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der österreichische Gesetzgeber zu vorauseilender Gehorsamkeit verpflichtet fühlt. Denn: Die EU-Richtlinie zur Smart-Meter-Umstellung ist eine Handlungsempfehlung, keine gesetzliche Verpflichtung. Belgien, Litauen oder auch Tschechien haben den Unterschied erkannt – und sich dazu entschieden, die bewährten Stromzähler nicht mit den digitalen Pendants zu ersetzen. Aus gutem Grund: Eine wirkliche Veranlassung dazu sehen derzeit auch Experten nicht. Im Gegenteil: Die Gefahren, die Smart Meter mit sich bringen, überwiegen die Vorteile (v.a. Komfort) deutlich. Der österreichische Gesetzgeber sieht das offenbar anders – und hat die Netzbetreiber dazu verpflichtet, bis nächstes Jahr 80 Prozent der Haushalte auf Smart Meter umzustellen.
Man muss kein Verschwörungstheoretiker oder Sience-Fiction-Fan sein, um sogenannte Blackouts – europaweite Strom- und Infrastrukturausfälle – als eine der größten Gefahren unserer vernetzten Welt zu betrachten. Und mit dem Smart Meter werden nun Kontrollinstrumente in Haushalten installiert, die den externen Zugriff auf die Achillesferse der Informationsgesellschaft erlauben: Das Stromnetz. Spanischen Experten wollen nachgewiesen haben, dass ein großflächiger Stromausfall so künstlich ausgelöst werden kann. Kleinere Vorboten dafür gab es bereits.
Es liegt mir fern, den Netzbetreibern bösartige Absichten zu unterstellen. Nur: Sobald die Smart Meter mit dem Netz verbunden sind, haben grundsätzlich – trotz aller Sicherheitsvorkehrungen – nicht nur diese Zugriff auf die Stromzähler (Stichwort Cybercrime). Das muss freilich nie passieren – ein ungutes Gefühl aber bleibt.