Kein Platz für Populismus
Der Umgang mit dem Thema „Leistbares Wohnen“ zeigt einmal mehr, wie wichtig eine objektive, wissenschaftliche Aufarbeitung des Themenkomplexes Wohnen wäre. Seit fünfzehn Jahren wird uns von unterschiedlichster Seite – darunter Interessenvertreter, Politik und Medien – eingetrichtert, Wohnen sei, überspitzt formuliert, zum Privileg der oberen 10.000 verkommen. Die Wahrheit ist einmal mehr nicht in schwarz und weiß zu unterteilen, wie Sie in dieser Ausgabe von Haus & Grund (S. 4-5) nachlesen können. Leistbarkeit hängt von unterschiedlichen Faktoren ab – gestiegene Immobilienpreise wirken sich auf die Leistbarkeit aus, sind aber längst nicht einziges Kriterium. Politische Entscheidungen und Maßnahmen, die „nur“ in diese Richtung lenken, greifen zu kurz – und beweisen: Es ist höchst an der Zeit, das Thema interdisziplinär zu betrachten. Es braucht ein Vorarlberger Institut für Bauen und Wohnen.
Widmet man sich dem Thema Leistbarkeit wissenschaftlich, dann erkennt man rasch: Die Politik hat die maßgeblichen Hebel, die zu mehr Leistbarkeit führen, selbst in der Hand. Nicht alle Hebel hierfür werden in Österreich betätigt (Stichwort Geldpolitik), so viel sei fairerweise auch erwähnt – aber es könnte wesentlich mehr getan werden, um den Menschen stärker unter die Arme zu greifen. Zumal der Fiskus von höheren Immobilienpreise selbst am stärksten profitiert – werden die Nebenkosten beim Immobilienerwerb doch prozentual am Kaufpreis bemessen. Steigt der Preis, steigen die Einnahmen des Staates. 4,6% kassiert der Fiskus für Grunderwerb und Grundbucheintragung – bei einem Kaufpreis von 500.000.- Euro sind das satte 23.000.- Euro. Mit dem Entfall der Grundbucheintragungsgebühr unter bestimmten Voraussetzungen, hat man zumindest temporär nun für eine kleine Entlastung gesorgt – die großen Brocken aber bleiben. Leistbarkeit hängt maßgeblich von der Finanzierbarkeit ab – und auch bei den laufenden Kosten greift die öffentliche Hand kräftig zu.
Das Thema Wohnen in seiner gesamten Komplexität ist zu wichtig, um es Populisten oder politischen Experimenten zu überlassen.